ZIB Education

Unterrichtsmerkmale, Unterrichtserleben und Unterrichtserfolg: Mehrdimensionale Bildungsziele und die Sicht der Beteiligten (PISA-Ceco II)

Teilprojektleitung TUM: Prof.in Dr.in Doris Lewalter, Dr.in Mirjam Weis

Teilprojektleitung Universität Koblenz: Prof.in Dr.in Anja Schiepe-Tiska

Wissenschaftliche Mitarbeitende:  Pia Todtenhöfer, Anna Heinle

Assoziierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler: Prof.in Dr.in Doris Holzberger, Prof. Dr. Stefan Krauss, Prof. Dr. Frank Reinhold, Prof.in Dr.in Kristina Reiss

 

Die aktuellste PISA-Studie 2022 zeigte, dass die mathematischen und naturwissenschaftlichen Kompetenzen sowie die Motivation und das Interesse der Jugendlichen in Deutschland im Vergleich zu vorherigen PISA-Studien abnahmen. Somit zeigt sich ein rückläufiger Trend mehrdimensionaler Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern im MINT-Unterricht in Deutschland. Die durchschnittliche mathematische Kompetenz von Fünfzehnjährigen hat in den letzten zehn Jahren abgenommen und liegt in PISA 2022 sogar unter den Werten von 2003 (Diedrich et al., 2023b). Zwischen 2003 und 2012 sanken außerdem sowohl die instrumentelle Motivation als auch die Freude und das Interesse am Mathematikunterricht, während die mathematikbezogene Angst zunahm (Diedrich et al., 2023a). Zudem verzeichnet Deutschland seit PISA 2012 einen deskriptiven Abwärtstrend in der naturwissenschaftlichen Kompetenz, der in PISA 2022 nun erstmals statistisch signifikant wurde (Kastorff et al., 2023). Auch die Untersuchung des aktuellen Mathematikunterrichts in Deutschland deckt Schwächen auf. Dabei zeigte sich unter anderem, dass im Unterricht hauptsächlich schlichte Berechnungen und einfache Anwendungsaufgaben eine wesentliche Rolle spielen – dadurch werden im Unterricht insbesondere Mindeststandards adressiert, die eine fachliche Grundlage adressieren. Allerdings fordern diese Aufgaben primär abgegrenzte Methoden und sind kaum motivationsförderlich sowie flexibel gestaltet (Schiepe-Tiska et al., 2023).

Um den Unterricht als Kerngeschäft der Schule genauer in den Blick zu nehmen und über die PISA-Studie hinausgehende Forschungsfragen zu untersuchen, wurde die PISA 2022 Begleitstudie PISA-Ceco (Classroom experience, characteristics and outcome: multidimensional educational goals and the views of students and teachers) initiiert und durchgeführt. PISA-Ceco ermöglicht eine Untersuchung der Gründe für die Ergebnisse von PISA 2022, indem der Unterricht als Kerngeschäft der Schule und Kernaufgabe des Lehrerberufs fokussiert wird (Schiepe-Tiska et al., 2021). Angekoppelt an die PISA-Erhebungsrunde 2022 wurden im Rahmen von PISA-Ceco I (Laufzeit 2019 – 2023) in 52 Schulen 74 neunte Klassen sowie deren Mathematik- und/oder Naturwissenschaftslehrkräfte untersucht. Dazu wurden 50 Mathematik- und 64 Naturwissenschaftsunterrichtsstunden im Zeitraum der PISA-Erhebung besucht und die Unterrichtswahrnehmung sowie motivational-affektive Lernziele aus der Sicht der Lehrkräfte sowie der fünfzehnjährigen Schülerinnen und Schüler erfasst. Darüber hinaus wurden Aufgaben dieser Unterrichtsstunden (N = 567 Analyseeinheiten) sowie Klassenarbeiten des laufenden Schuljahres (N = 4822 Analyseeinheiten) analysiert, um zu ermitteln, inwieweit das Qualitätsmerkmal Kompetenzorientierung bisher Eingang in die Unterrichtspraxis gefunden hat und wie es mit den Schüleroutcomes zusammenhängt. Zusätzlich füllten 377 Lehrkräfte einen Online-Fragebogen zu ihren Wahrnehmungen, Einstellungen, ihrem Informationsstand und fachdidaktischem Wissen in den Fächergruppen Mathematik und Naturwissenschaften aus. Der genaue Ablauf der Studie wird auf der Webseite von PISA-Ceco beschrieben.

Mit dieser umfangreichen Datenbasis sollen im Projekt PISA-Ceco II (Laufzeit Anfang 2024 bis Ende 2025) im Rahmen vertiefender Analysen neue Fragestellungen zu Hintergrundvariablen sowie zur Umsetzung und Wahrnehmung eines kompetenzorientierten Unterrichts beantwortet werden.

In PISA-Ceco II werden unter anderem folgende Fragestellungen fokussiert:
 

Mehrdimensionale Bildungsziele

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der Einstellung von Lehrkräften zu mehrdimensionalen Bildungszielen und ihrer kompetenzorientierten (a) Unterrichtsplanung, (b) Unterrichtsgestaltung und (c) Unterrichtswahrnehmung in einer alltäglichen Unterrichtseinheit in den Fächergruppen Mathematik und Naturwissenschaften?

 

Motivational-affektives Erleben

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der kompetenzorientierten Unterrichtsgestaltung und dem motivational-affektiven Erleben von Lehrkräften und den Fünfzehnjährigen in einer alltäglichen Unterrichtseinheit in den Fächergruppen Mathematik und Naturwissenschaften?

 

Merkmale von Schüler*innen und Lehrkräften

Welcher Zusammenhang besteht zwischen mehrdimensionalen Schülerkompetenzen aus PISA 2022 bzw. Merkmalen der Lehrkräfte aus PISA 2022 und der PISA-Ceco Studie und dem konkreten Unterrichtserleben in einer alltäglichen Unterrichtseinheit in den Fächergruppen Mathematik und Naturwissenschaften?

 

Lernergebnisse

Welcher Zusammenhang besteht zwischen der generellen kompetenzorientierten Ausprägung des Unterrichts und kognitiven sowie non-kognitiven Lernergebnissen der Jugendlichen aus PISA 2022 bezogen auf die Fächergruppen Mathematik und Naturwissenschaften?

 

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Für weitere Informationen und bei Fragen kontaktieren Sie bitte Pia Todtenhöfer.

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